Der Wunsch nach Worten

Foto: Alexandra Kalle

Der Wunsch nach Worten! Gestern hat eine liebe Freundin bei einem gemeinsamen Abend in kleiner Runde diesen Satz gesagt. Ich erinnere nicht mehr ganz den Zusammenhang, in dem dieser Satz fiel. Dennoch hat die Energie der Aussage etwas mit mir gemacht und eine Kaskade von Assoziation und Wortjonglagen in meinem Kopf entstehen lassen:

  • Worte sind Schall und Rauch!
  • Lasst Worten Taten folgen!
  • nach dem Ein-Fall kommt der Zwei-fel!
  • wenn Worte schmecken würden, welches Gewicht würde wohl der Geruch ihres Aussehens haben?

Worte sind Schall und Rauch (und noch so viel mehr…)

Normalerweise heißt es ja, dass Worte *nur* Schall und Rausch seien. Doch das Wort „nur“ scheint sagen zu wollen, dass Worte nicht genug sind, weil sie vergänglich sind… wie Schall verhallen oder wie Rauch verduften. Lässt man das „nur“ einfach  weg und lässt die neue Energie wirken, bleibt ein besonderer Zauber. Der besteht darin, dass Schall als Welle „durch Mark und Bein“ gehen kann und „Herzen“ erreicht – sowohl physiologisch wie auch emotional. Manchmal durchbricht man die Schallmauer, verschafft sich somit Gehör. Schall steigt an, er erreicht Höhepunkte oder einen Wieder(sc)hall und ebbt danach sanft ab. Wie schön also, dass Worte Schall sind!

Ähnlich verhält es sich mit Rauch: Worte sind Rauch! Worte haben einen Duft, sind mal blumig oder hinterlassen verbrannte Erde. Wären Worte nicht auch Rauch und somit auch Träger von Duftinformationen, so wäre jede Kochsendung im Fernsehen nicht mehr wirklich etwas wert. Wie viel Zeit die Kochvirtuosen verbal damit verbringen, den Duft und den Geschmack des gerade zubereiteten Essens zu beschreiben?! Undenkbar, wenn Worte nicht auch Rauch/ Duft wären. Bekanntlich ist ja da, wo Rauch ist, auch Feuer. „Eine flammende Rede halten“, „das Feuer in der Stimme“ sind Redewendungen, die diese Kraft von Worten unterstreicht. Klasse, dass Worte eben nicht *nur* Schall und Rauch sind.

Lasst Worten Taten folgen!

Vollständig heißt es bei Goethe: „Der Worte sind genug gewechselt, Lasst mich auch endlich Taten sehn!“ Gedanken sind oftmals Worte. Aber nicht nur! Meist sind weitere Sinne, Gefühle, Empfindungen innere Bilder und Geräusche damit verbunden. Einige Gedanken werden im Kopf zu Taten und fertigen Werken. Die Idee für diesen Beitrag wurde durch den Satz einer Freundin geboren, der Blogartikel war binnen weniger Sekunden im Kopf bereits fertig – wenn auch noch nicht geschrieben. Gedanken zu Worten werden zu lassen und diese auszusprechen ist schon eine „Tat“ an und für sich. Wer in einem entsprechenden Kontext und an der richtigen Stelle das Wort „Ja!“ sagt, ist anschließend verheiratet. Worte sind Taten und manchmal bedarf es auch nicht mehr.

Dennoch hat Goethe natürlich in dem Punkt recht, dass das immer währende hin und her wechseln von Worten das Karussell des Stillstands am Laufen hält. Trotz Worten also „Still“-„Stand“. Den vielen Worten des gestrigen Abends lasse ich mit ganz ganz vielen Worten in Form dieses Blog-Artikels eine Tat folgen. Ich lasse den Worten Taten folgen, in dem ich Worte als Tat durch das Tun hier aneinanderreihe.

Nach dem Einfall kommt der Zweifel

Ich vermute mal, dass die Worte Einfall und Zweifel– bis auf die zufällige Aneinanderreihung entsprechender Buchstaben für die Zahlen 1 und 2 –  keine wirkliche Verwandtschaft haben. Allerdings stelle ich genau eine solche Verwandtschaft her, indem ich das Augenmerk auf das „ein“fache des „Ein“-Falls und das gespaltene des „Zwei“-fels hinweise. Im echten Leben kennen die meisten Menschen diesen fühlbaren Zusammenhang nur zu gut. Man hat eine geniale Idee, ist vollkommen davon überzeugt, das Herz schlägt Purzelbaum und dann – irgendwann früher oder später – passiert es. Heimlich, still und leise und meist ganz heimtückisch von hinten schleicht er sich ein: der Zweifel! Er versucht, den genialen Einfall hin-„fällig“ zu machen, ihm ein Bein zu stellen. Der Ausweg? Alle Zweifel beseitigen. Oh je, habe ich gerade alle Zweifel geschrieben? Heißt das, der „Zwei“-fel kommt noch nicht einmal alleine? Er kann in Heerscharen an die Tür klopfen? Quintessenz: Wer zweifels-„frei“ sein will, muss einfalls-„reich“ sein.

Da fällt mir spontan ein: „Geteiltes Leid, ist halbes Leid!“. Kann man auch den Zweifel teilen? Und aus dem „Zwei“-Fel vielleicht dann so zwei „Ein-Fälle“ werden lassen? Klare Antwort: Ja, das geht! Es geht, wenn man seine Zweifel artikuliert, sie einem wohlwollenden Gegenüber anbietet und um Feedback bittet. Genau das haben wir gestern in kleiner Runde gemacht: Das eigene Anliegen formuliert, die Ziele, Wünsche, Sehnsüchte, Visionen und auch die Zweifel mit-„geteilt“. Das wundervolle Ergebnis: Viele neue Einfälle, ein Reichtum an Einfällen, der jeden Zweifel alt aussehen ließ. Toll!

Wenn Worte schmecken würden, welches Gewicht würde wohl der Geruch ihres Aussehens haben?

Tja, liebe Leserinnen und Leser, diese Frage stelle ich Euch! Platz für Antworten gibt es im Kommentarfeld! :-)