14 Tage vegane Ernährung

veganes Kochen

Heute ist Halbzeit. Gestern vor zwei Wochen haben wir die 30-Tage-Challenge aus dem Buch „Vegan for Fit“ begonnen. In dieser Zeit hat sich bereits vieles verändert. In den ersten Tagen der Umstellung, also beim Einkaufen, Kochen und Essen, waren einerseits kulinarisch überhaupt kein Problem. Denn die Rezepte sind denkbar einfach und in aller Regel auch schnell umsetzbar. Die Zutaten kosten zwar in Teilen schon vergleichsweise viel Geld, aber hier vor Ort bekommen wir bei REWE, DM, Alnatura und auf dem Wochenmarkt alle Zutaten ohne großes Suchen. Da wir inzwischen auch alle Grundzutaten im Haus haben und nur noch die frischen dazukaufen, hat sich das sehr schnell eingependelt.

Was andererseits aber eine eher schwierige und krasse Herausforderung war, sind die Entzugserscheinungen und die damit verbundenen Symptome. Entzug von Industriezucker, Weißmehl, tierischen Fetten und Koffein. Da sind bei mir schon in den ersten Tagen ein paar mal fast die Lampen durchgebrannt. In mir regte sich Wut, Zorn, Aggressivität, die ich erst einmal nicht einordnen, sondern nur wahrnehmen und zur Kenntnis nehmen konnte. Zum Glück konnte ich mich selbst in der Emotion beobachten und relativ gefasst aussprechen: „Ich spüre in mir gerade Aggression!“. Nach einer halben Stunde oder so war es dann auch wieder vorbei. Keine Ahnung wo das her kam und wohin es dann wieder verschwand, aber das war in der Tat eine sehr eindringliche Erfahrung.

Natürlich weiß ich durch diverse Ausbildungen und Seminare, dass die menschlichen Organe auch Emotionen speichern: Die Laus, die über die Leber läuft. Die Neuigkeit, die einem auf die Nieren schlägt. Etwas, dass man sich zu Herzen nimmt etc. Andere Theorien besagen, dass, wenn der Körper an die Fettreserven geht, weil er von Außen nicht mehr im Überfluss mit Kohlenhydraten und anderen Energiequellen versorgt wird, auch alte und lang gespeicherte Emotionen verdaut und loslässt. Wie jetzt auch immer der Weg oder die Theorie dahinter ist, es ist gut durchgegangen zu sein. Nach 3-4 Tagen waren diese Reaktionen und Symptome weg.

Es macht sich seither eine Leichtigkeit in mir breit, die nicht nur in Form von sich reduzierendem Körpergewicht zu spüren ist, sondern auch daran, dass ich mich weniger angespannt und verspannt fühle. Auch der Kopf bzw. das Denken ist leichter und nicht mehr so getrübt bzw. betrübt. Meine Neben- und Stirnhöhlen sind so frei und schleimlos wie schon seit langem nicht mehr. Mein Sehen fühlt sich wieder schärfer und klarer an, ich bin schneller und länger satt.

Vor einigen Tagen habe ich seit längerem mal wieder meinen Blutdruck und Puls gemessen. Nachdem ich vor zwei Jahren in dem Bereich akute Probleme hatte, musste ich aktiv werden. Durch ein paar Umstellungen in meinem Leben und ein paar sehr grundlegende Entscheidungen in Sachen Job und Work/Life-Balance habe ich das zwar ganz gut in den Griff bekommen, aber gerade nur so gut, dass ich wieder näher an den Normwerten dran war. Umso interessanter war es dann für mich zu sehen, dass sich seit der Umstellung auf eine zeitlich begrenzte vegane Ernährung mein Blutdruck sehr  deutlich zum Positiven entwickelt. Vor allem der untere Wert, der vor zwei Jahren gerne mal bei 110 oder mehr lag, ist jetzt bei geschmeidigen 75 bis 85. Es erstaunt mich des weiteren, dass mein Ruhepuls im Schnitt um 10 Schläge niedriger ist als vor zwei Jahren. Damals waren es 75 bis 80, jetzt sind es um die 60-70.

Dazu muss ich aber auch sagen, dass ich neben der veränderten Ernährung schon seit Monaten mehr Ruhephase in mein Leben eingebaut habe und es mir inzwischen – erstmals seit ca. sechs Jahren – wieder gelingt, mindestens zwei Mal die Woche Sport zu treiben (Handball, Laufen, Klettern, Schwimmen). Unterm Strich also erst einmal viele positive Veränderungen, die das Weglassen von Fisch, Fleisch und weiteren tierischen Produkten inzwischen zu einem Kinderspiel machen.

Allerdings sind auch ein paar nicht so angenehme Effekte jetzt stärker im Vordergrund: Zum einen schlafe ich seit Wochen nicht wirklich tief und fest, sondern fühle mich morgens zwar ausgeruht, habe aber den Eindruck die ganze Nacht hindurch geträumt und „gearbeitet“ zu haben. Hinzukommen die latenten Rückenschmerzen. Tagsüber bin ich phasenweise sehr müde und träge, wenn ich dann aber trotzdem zum Sport gehen, bin ich nach wenigen Minuten wieder topfit und kann gut trainieren. Hier wünsche ich mir mehr Wachheit über den Tag. Ich versuche es mal mit mehr Wassertrinken (da schludere ich die letzten Tage wieder) und da mir das Koffein fehlt, teste ich dann wohl doch mal die Empfehlung aus der Vegan-Challenge grünen Tee als Turbolader zu nutzen.

Zwischenzeitlich haben sich meine schwelenden Rückenschmerzen mal sehr heftig zu Wort gemeldet. Letzte Woche war ich auf Empfehlung meiner TCM-Ärztin dann mal zum Einrenken, um die akute Situation erst einmal zu entschärfen. Zwar mag ich es überhaupt nicht, eingerenkt zu werden, weil es mir zu gewaltsam daherkommt und irgendwie auch nicht gut sein kann, aber wenn es hilft, dann ist es erst mal ja gut.

Aber zurück zur veganen Ernährung. An meiner relativ verbesserten Ausgeglichenheit und der Tatsache, dass sich meine Kondition beim Sport – insbesondere beim Handball – doch sehr deutlich verbessert hat merke ich, dass ich energetisch gerade sehr viel richtig(er) mache und das Zusammenspiel von Ernährung, Gewichtsabnahme, Sport und Ruhephasen gerade gut funktioniert.

Vor einer Woche hätte ich jetzt noch geschrieben, dass ich mich trotzdem auf den ersten Burger oder die ersten Garnelen nach der Challenge freue. Hier und heute ist es eher so, dass ich weiß, dass ich auch wieder mal einen Burger, Hähnchen oder Fisch und Käse esse, dass es aber egal ist, wann das sein wird. Dazu ist der Genuss bei den veganen Gerichten im Schnitt einfach so groß, dass es die tierischen Gerichte nicht mehr als überdimensionale Lust- und Genuss-Phantasie aus dem „Kerker des Verzichts“ erscheinen lässt. Vegan ist für mich kein Verzicht, es ist eine Bereicherung.